Eines unserer Anliegen ist ja das Thema “Verkehrssicherheit und Verkehrsberuhigung”, da sich die Gemeindeführung bisher nicht mit jenem Maß an Ernst und Nachdruck dieser Sache anzunehmen bemüßigt gefühlt hat, das der im Laufe der Zeit sich nicht gerade verbessernden Situation angemessen wäre. Wenn man mal an einem Wochentag am Vor- oder Nachmittag Tag eine Stunde an der Kreuzung Kremser Straße-Marktstraße steht, kann man nur zu dem Schluss kommen: Verkehrsplanung ist keine vorhanden. Die Irren preschen wie die Irren durchs Ortsgebiet, bei den vielen LKW fragt man sich, was die hier wohl so Wichtiges zu tun haben außer sich die Maut zu ersparen, und wie schon in unserem früheren Posting „verkehrssicherheit“ kleingeschrieben erwähnt, muss wohl erst etwas passieren, damit etwas passiert. Königsbrunn hat mittlerweile fast nichts mehr zu bieten außer übermäßigen Verkehr. Dass Königsbrunn dadurch nicht nur im übertragenen, sondern im wahrsten Sinn des Wortes kaputt gemacht wird, ist den Verantwortlichen offenbar entweder nicht bewußt oder gleichgültig — beides kein Ruhmesblatt.
Aber lassen wir einen Mitbürger selbst zu Wort kommen, dem es auch wie vielen anderen langsam reicht, der aber jetzt mit einem Brief an den Bürgermeister das Thema offen anspricht. Spätestens ab heute gilt die Ausrede “Wir haben ja nichts gewusst” NICHT mehr. Wir veröffentlichen diesen ohnehin offenen Brief mit Zustimmung des Verfassers hier in vollem Umfange:
Sebastian Swientek
Am Bromberg 1
3465 Königsbrunn a/W
Marktgemeinde Königsbrunn am Wagram
Zu Händen Bgm. Franz Stöger
Rathausplatz 1
3465 Königsbrunn am Wagram
Betreff: Verkehrssituation im Ort
Offener Brief
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Stöger,
mit diesem Schreiben möchte ich Sie ebenso höflich wie dringend darauf aufmerksam machen, dass das Thema der Belastung durch ständig zunehmenden Schwerlastverkehr in Königsbrunn ein durchaus ernstzunehmendes ist. Die Anlieger der Kremser Straße, der Markstraße, Am Bromberg und wohl auch der Blumentalstraße – und das sind ja nicht wenige — werden Ihnen hiervon wahrscheinlich ein Lied singen können.
Zu Zeiten des Homeoffice‘ wird mir, der ich normalerweise werktags von 06:00 bis 19:00 nicht im Hause bin, erst vor Augen geführt, was hier im Ort untertags eigentlich los ist. Sogar bei geschlossenem 3schichtverglastem Fenster meines hofseitig gelegenen Büros ist das Geheule der nahenden und abbremsenden LKW nicht zu überhören. Die Anzahl der Sattelschlepper mit Auflieger, der 4‑achsigen Muldenkipper und 3‑Achs-Sattelkipper, die hier nahezu ganztags im Minutentakt laut rumpelnd und dreckschleudernd den Wagram rauf und runterfahren, oder die stellenweise sehr unübersichtliche und schmale Kremserstraße zum kräftig Gasgeben nutzen, kann man ohne Übertreibung als schwer beeindruckend bezeichnen. Zwischen 22 und 05:00 ziehen regelmäßig LKW-Gespanne mit vollkommen inakzeptablem Tempo durch den Ort und knallen laut rumpelnd durch die diversen Kanaldeckel vor dem Haus der Familie Schabl. 100m östlich davon entfernt erzittert dann mein Haus, die Möbel und das Geschirr darin. Eigentlich pausenlos den ganzen Tag über.
Das hierbei gefahrene Tempo, egal, ob es Am Bromberg den Hang hinauf oder hinab geht, sollte hinsichtlich des massiven Schadstoffausstoßes (hangaufwärts), respektive Bremsstaubaufkommens (hangabwärts) ebenfalls Erwähnung finden. Auch lohnt es sich bei dem verkehrsbedingten Dreckaufkommen nicht einmal im 1. Stock irgendwann im Jahr einmal die Fenster zu putzen.
Die Straßen innerorts sind allesamt viel zu schmal, um die LKW hier Rennen fahren zu lassen. Sogar für einen Sattelschlepper alleine ist in den diversen Knicken der Straßen im Ortskern kaum ausreichend Platz zu beiden Seiten für einen gefahrenen 50er. Die Bebauung ist dafür zu dicht an der Fahrbahn. Die sich begegnenden LKW fahren ungebremst mit fingerbreitem Abstand zwischen ihren Außenspiegeln und den an der Straße geparkten Kfz mit für LKW durchwegs überhöhter Geschwindigkeit. Selbst, wenn sich die Lenker an die 50km/h halten würden, wäre eine (Not-) Bremsung für querende Passanten, landwirtschaftlichen Verkehr oder ein entgegenkommendes Kfz kaum möglich.
Die Kreuzung Kremserstraße/Marktstraße schaut aus, wie ein zertretener Keks. Mehrmals im Jahr liegen hier durch LKW-Reifen herausgerissene Bordsteine am Straßenrand…
Ebenso wie ein Großteil der anderen Bewohner von Königsbrunn habe ich in den vergangenen Jahren mein direkt an der Straße gelegenes Haus mit viel Liebe zum Detail, viel Mühe, viel Geld und noch mehr Arbeit restauriert und rekonstruiert. Jetzt muss ich zusehen, wie angesichts der permanenten, sekundenlangen Erschütterungen meine straßenseitige Fassade jedes Jahr mehr Risse bekommt (bei Gebäuden mit einer Dämmung der Außenfassade ist dies natürlich so nicht erkennbar, die Schäden treten dennoch auf). Im Inneren des Hauses bietet sich im Übrigen der gleiche Anblick. In vielen Räumen haben sich Risse gebildet, die es zuvor dort nicht gegeben hat. Der Giebel nach Westen weist zur Straße hin tiefe Risse auf. Ebenso der Giebel nach Norden. Auch hier ausnahmslos straßenseitig.
Ich frage mich, warum unser gewählter Ortsvorstand nicht endlich etwas gegen diesen hinlänglich bekannten Irrsinn unternehmen möchte. Liegt es u. U. daran, dass diejenigen, die in Königsbrunn die Entscheidungsträgerpositionen innehaben, einfach in ihrem eigenen, abgelegenen Habitat nicht einmal ansatzweise mit der Verkehrssituation im Ortskern von Königsbrunn konfrontiert sind? Das Thema massive Gebäudeschäden durch den Schwerverkehr liegt auf der Hand und ist schwerlich wegzudiskutieren: Offensichtlich ist unser kleiner Ort nicht für diese Verkehrsbelastung geeignet.
Der Versuch, dem Ort irgendwie wieder ein kulturelles Leben einzuhauchen ist das Eine. Das Erhalten respektive überhaupt erstmal Schaffen einer (zeitgemäßen) Lebensqualität für die um die Verschönerung des Ortsbildes bemühten Anwohner das Andere. Letzteres halte ich persönlich ja für vorrangig und essentieller.
Es besteht Handlungsbedarf. Bitte zeitnah etwas unternehmen, das geht so nicht. Hier wohnen Menschen.
Mit freundlichem Gruß
Sebastian Swientek
Am Bromberg Ecke Kremserstraße
Königsbrunn, den 16. Juli 2020
Vielen Dank für die Wortmeldung, der hoffentlich noch viele weitere von betroffenen oder verantwortungsvollen MitbürgerInnen folgen mögen.