Gemeinde- und Pfarrgemeinderat Josef Bauer lud die GemeinderatskollegInnen, AnrainerInnen und die Obfrau des Kultur- und Verschönerungsvereines „Grünzeug“ Tina Donat zu einer Besprechung zwecks Gedankenaustausch zum Projekt „Pfarrgarten Königsbrunn“, die am 20.05.2016 um 19:00 im Pfarrhof Königsbrunn stattfand. Die Pfarre möchte, wie ja vielleicht mittlerweile hinlänglich bekannt, den Pfarrgarten auf Baurechtsbasis für derzeit 70 Jahre an einen Bauträger verpachten; die Einnahmen (es wurden € 700,- monatlich genannt) aus dem Baurechtszins sollen zur Deckung der laufenden Ausgaben sowie zur Finanzierung der Sanierung der Pfarrgebäude dienen, die teilweise unter Denkmalschutz stehen. Laut bereits im Oktober 2013 eingeholten Voranschlägen belaufen sich die Kosten für die Pfarrhofsanierung auf € 250.000, für die Kirchendachsanierung seien nochmals € 100.000 nötig. Die vorliegende, zur Diskussion stehende Studie der Heimat Österreich sieht 15 Wohneinheiten „Betreutes Wohnen“ vor; diese Studie bezieht aber auch bereits ein Gemeindegrundstück (mit dem sogenannten „Milchcasino“) ein.
Dankenswerterweise stellte „Grünzeug“ ein selbstgebautes Modell der baulichen Situation zur Verfügung und kümmerte sich auch um die Anwesenheit eines hochkarätigen Fachmannes. Prof. Alfons Dworsky, emeritierter Professor der TU Wien (dort aber noch dem Städtebauinstitut zugeordnet), einer der Väter der Dorferneuerung in Niederösterreich und Beirat bei Landluft, einem Verein zur Förderung der ländlichen Baukultur, hielt anhand des Modells einen eingängigen Vortrag.
Der Bauplatz (er meinte damit im wesentlichen den Pfarrgarten), so Prof. Dworsky, ja die ganze Situation sei eine hochinteressante, eine, die ein großes Potential habe, da seien ganz tolle Dinge möglich. Das sei nicht irgendein Bauplatz, kein Allerweltsbauplatz, es handle sich um eine Kernfrage des ganzen Ortes. Es sei eine schwierige Situation und brauche daher sehr gute Planer. Zur bisher vorliegenden Studie der Heimat Österreich meinte er, er könne sich nicht vorstellen, eine sinnvolle Wohnung zu machen, bei der die Badezimmer- und Klofenster in die Morgensonnenrichtung gehen und den Blick in einen Grünraum absperren, so etwas mache man einfach nicht. Wenn man eine neue Wohnung in einen ländlichen Raum baue, im Zentrum eines Ortes, mit einem vorhandenen Grünraum mit Potential und man nütze dieses Potential nicht, dann sei eine Chance vertan, der Platz sei viel zu interessant, als daß man da einfach drüberfährt. Man solle hier jemanden um Hilfe bitten, am besten man mache das über die NÖ Dorferneuerung, und es sollte auch jemand von Denkmalamt (Landeskonservator) eingebunden werden. Es handle sich um ein Ensemble und habe eine gute räumliche Qualität. Die vorliegende Studie sei eine Baumassenstudie, der Kirchturm sei offenbar auch gewachsen (damit der Wohnblock nicht die Sicht darauf verstellt). Sinnvoll sei ein Architektenwettbewerb, man habe dann vielleicht im ersten Anlauf nicht gleich das richtige Projekt, aber oft die richtigen Leute, die ein Gespür für die Situation hätten. Es sei für Königsbrunn eine zentrale Frage; ein “schiaches Häusl” am Ortsrand sei mehr oder weniger “wurscht”, aber hier werde die Schlacht um Königsbrunn gewonnen oder verloren.
Es wurde auch die Möglichkeit eines Grundstückstausches angesprochen: Die Gemeinde übernimmt den Pfarrgarten, und die Pfarre bekommt einen entsprechenden Teil der von der Gemeinde angekauften Grundstücke, die ja ohnehin Bauland werden sollen (wir haben zum Grundstückskauf hier berichtet). Die Pfarre könnte dann ihr Bauprojekt an einer nicht so sensiblen Lokation verwirklichen, die Gemeinde könnte im Pfarrgarten selbst ein attraktives grünes Ortszentrum gestalten. Es wäre auch möglich, das Milchcasino zu sanieren und dort zwei Wohnungen herzurichten, die die Gemeinde selbst vermieten könnte. Prof. Dworsky meinte dazu, wenn das Ergebnis einer kritischen Analyse des Problems ergebe, daß die Interessen der Beteiligten durch einen Grundstückstausch besser zu realisieren seien, dann sollte man das machen.
Fr. Donat wird mit der Dorferneuerung Kontakt aufnehmen, und man wird sich die Vorschläge anhören. Abschließend bekundete PGR Josef Bauer den Willen, etwas möglichst Sinnvolles zu gestalten, er sei in alle Richtungen offen.
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